Potsdamer Neueste Nachrichten, 02.08.2010
Sommerregen im Studio Gosha
Sebastian Dreyer und Fabian Bakels spielten „Ragas für den Sommer“
Sebastian Dreyer weiß viel vom Regen zu erzählen. Und er könnte an diesem Samstagabend noch viel mehr davon auf seiner Sitar erzählen.Doch wegen der Begleitumstände verzichtete Dreyer auf einen ausführlichen Alap seines Ragas Desh. Dieser auf rhythmische Elemente verzichtende, oft meditative und das genaue und bewusste Zuhören fordernde eröffnende Teil eines Ragas ist zu wichtig und zu fragil, als dass er sich gegen lautstarkes Gestampfe behaupten müsste.
Gegen den trampelnden Disko- und Schlagerbeat, der da auf einem Hinterhof in der Dortustraße aus den Boxen hallte, als würde es kein Morgen geben, hatte der Potsdamer Sebastian Dreyer zusammen mit dem Berliner Tablaspieler Fabian Bakels schon zu Beginn ihres gemeinsamen Konzerts im Studio der Künstlerin Gosha Nagashima-Soden ankämpfen müssen. Zu spät war den Veranstaltern bewusst geworden, dass am Abend des geplanten Raga-Konzertes auch die Potsdamer Erlebnisnacht stattfinden würde. Geballte Lautstärke über der Innenstadt, gemischt mit entsprechender Feierstimmung. Doch gelang es Sebastian Dreyer und Fabian Bakels durch ihre spielerische Kunstfertigkeit, dass der Zuhörer das dumpfe Gedröhne vor der Tür schon bald ausblenden und sich voll auf die klassische indische Musik konzentrieren konnte.
Klassische indische Musik auf Sitar und Tabla, den zwei kleinen, traditionellen Handpauken, in Potsdam zu erleben ist mehr als eine Seltenheit. Dass es ein Publikum dafür gibt, zeigten die knapp 50 Gäste, die das Studio Gosha auf dem Hinterhof der Dortustraße 55 an seine räumlichen Grenzen brachte. Dreyer, dessen Konzert am Samstag das mittlerweile dritte in einer Reihe von fünf Sitarkonzerten war, hatte in Potsdam einen Ort gesucht, der nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ ansprechen würde. Gut, man sah an diesem Abend auch einen Mann im typischen Lotossitz auf dem Boden, der sich zur Musik von Dreyer und Bakels in Meditation übte. Doch ein Großteil der Gäste schien sich da neugierig und bereitwillig auf etwas Unbekanntes einzulassen.
„Ragas für den Sommer“ hatte Sebastian Dreyer den Abend überschrieben. Ein paar kurze einführende Worte, dass es in der klassischen indischen Musik nicht nur Ragas für verschiedene Tages-, sondern auch für die Jahreszeiten gibt und schon folgte ein ausführlicher, faszinierender und nicht immer leicht zu verfolgender Alap. Dreyer spielte hier einen Raga Marwa, geschrieben für die Zeit des Sonnenuntergangs, der seine virtuos-furiose Entfaltung im sogenannten Gat-Teil fand, das rhythmische Herz eines Ragas, das Fabian Bakels mit seinem Spiel auf den Tablas heftig zum pulsieren brachte. Ein fast 45 Minuten dauerndes musikalisches Fest, in dem der Sonnenuntergang ausgelassen gefeiert wurde.
Mit dem Raga Desh, einem Sommerraga, folgte dann ein Stück, in dem das meditative Element des Sitarklanges in den Vordergrund trat. Ein Raga, der vom Regen erzählt, da der Sommer in Indien von den heftigen Monsunregen geprägt ist. Und Dreyer verstand es gefühl- und ausdrucksvoll zugleich, von diesem Regen nicht nur zu erzählen, sondern ihn hörbar fallen und in wenig auch spüren zu lassen. Bakels hier mit einem akzentuierten, leicht fiebrig anmutenden Spiel, das perfekt dieser drückenden Spannung vor einem heftigen Gewitter entsprach. Und während draußen das Dunkel der hereinbrechenden Nacht immer stärker wurde, entfaltete das Studio Gosha durch die wenigen Windlichter, ein künstlerisches Markenzeichen von Gosha Nagashima-Soden, seinen bezaubernden und gleichzeitig verzaubernden Reiz. Hätten ein paar mehr von diesen handbemalten Windlichtern geleuchtet, zusammen mit der Musik von Dreyer und Bakels hätte man sich in paradiesischen Zuständen gewähnt. Das hartnäckige Disko- und Schlagergestampfe hatte man da längst vergessen.
Potsdamer Neueste Nachrichten, 24.07.2010
Märkische Allgemeine, 23.03.2009
Ein Land der extremen Unterschiede
Am Samstag unternahmen die Gäste des Meyenburger Schlossgespräches eine "Reise" nach Indien
MEYENBURG - Bereits die ersten Töne zogen die Gäste in ihren Bann. Auf einer kleinen Bühne saßen die zwei Musiker und spielten klassische Hofmusik, wie sie in den Städten Indiens zu hören ist. Sebastian Dreyer und Ravi Srinivasan entlockten der Sitar und der Table [sic!] unverwechselbare Melodien. [...]
Sebastian Dreyer verwies darauf, dass die klassische Hofmusik gut in ein Schloss wie Meyenburg passt. [...] Mit diesen Kompositionen gelang es, eine nahezu meditative Stimmung im Raum zu verbreiten. Beide Musiker verschmolzen fast mit ihren Instrumenten. Auf der Table wanderten die Finger von Srinivasan gekonnt entlang. Mit federnden Bewegungen steigerten beide die Geschwindigkeit ihres Spiels; hochkonzentriert wirbelten sie über die Klangkörper. [...]
Potsdamer Neueste Nachrichten, 02.05.2006
[...] Ob und wie man danach eine Brücke zu indischer Sitarmusik hätte schlagen können, blieb im Verborgenen, die Veranstalterinnen versuchten es jedenfalls erst gar nicht, und auch diese Rechnung ging auf. Der Potsdamer Sitarspieler Sebastian Dreyer wob einen beeindruckenden Klangteppich aus klassischer indischer Ragamusik und folkloristischen Melodien aus Rajasthan, der die Zuhörer nachhaltig in fernöstliche Klangwelten entführte und augenscheinlich auch dafür einnahm. [...]